Scary SciFi-Story: “Smart” / Blogparade/ Digitalisierung

  „Smart”: SciFi-Story mit Horrorelementen

Hallo liebe Leser*innen,

Sie wundern sich vielleicht über die ungewöhnliche Form des aktuellen Posts. Das liegt daran, dass ich meinen Beitrag zur Blogparade zum Thema Digitalisierung in Form einer gruseligen Science- Fiction -Geschichte mit dem Titel „Smart”gestaltet habe. Und jetzt geht `s auch schon los:

Smart ist eine digitale SciFi-story mit scary, creepy Horrorelementen: Zum GruselnSmarte Zukunft oder digitaler Horror? (stockphoto www.unsplash.com)

Smarthome mit allem Drum und Dran

Ich heiße Mika, bin Mitte vierzig und beruflich ziemlich erfolgreich. Insgesamt sehe ich mich als glücklichen Menschen. Ich meine, ich führe ein anständiges Leben, verdiene nicht schlecht und habe mir einen architektonischen Traum erfüllt, lebe in einem echten Luxushaus, einem Smarthome mit allem Drum und Dran. Hm, was muss man noch über mich wissen? Mein bester Freund heißt Robert, ihm gehört die Agentur, in der ich regelmäßig als Freelancer arbeite.

Und genau da ging der Schlamassel los, bei dieser Ausstellungseröffnung vor ein paar Wochen, bei der ich Emma zum ersten Mal sah. Emma war krass, sie war einfach anders. Also, normalerweise stehe ich eher auf junge, hippe Mädchen, die eher glamourös unterwegs sind. Emma  aber war Informatikerin, beschrieb sich selbst als wertkonservativ und  seltsamerweise faszinierte sie mich genau wegen ihres spröden Berufes.

Was soll ich sagen? Aller prickelnden Zurückhaltung zum Trotz machte ich schnell Fortschritte. Auf die klassische Tour: Blumen, Restaurant … und schon nahm unsere Beziehung Fahrt auf. Die Unnahbare wurde erfreulich schnell  leidenschaftlich, aber im Anschluss daran dann leider auch ebenso rasant besitzergreifend.

Der kurzen Affäre noch kürzerer Sinn: Ich empfand Emma bald als anstrengend. Ehrlich gesagt, war sie mir sogar ziemlich lästig. Solche Gedanken sind nicht besonders „gentleman-like”, ich weiß. Und es kommt noch schlimmer: Als mein Freund Robert in Asien war, tat ich etwas, auf das ich wahrlich nicht stolz bin. Ich fing etwas mit Jackie, seiner Frau, an. Zu meiner Entschuldigung läßt sich nur sagen, dass  Alkohol mit im Spiel war. Kein Grund, schon klar.

Kamera, Mood-Management & Romantic Jazz

Den ganzen Vormittag durch tat ich Buße und arbeitete an dem aktuellen Projekt für Robert. Ich vergaß die Zeit und schreckte auf, als es plötzlich klingelte. Ich schaltete mein Handy an, um zu sehen, wer vor der Tür stand. Genau für so etwas liebte ich mein Smarthome. Keine bösen Überraschungen mehr, man wusste über alles Bescheid. Und so zeigte mir die Kamera das Gesicht der unangekündigten Besucherin: Emma! Oh nein,dachte ich. Nicht noch mehr Ärger! Doch ich wollte mich anständig verhalten und bereitete mich innerlich auf höflichen Smalltalk vor, bevor ich auf Audio ging.

„Ja?”

„Warum meldest du dich nicht mehr?”Ich musste zugeben, dass Emma scharf aussah, wenn sie sich so aufregte. Ihr blasses Gesicht leicht errötet, die vollen Lippen gut durchblutet.

„Komm doch rein. Wir können alles in Ruhe besprechen.” Ich drückte den Summer, ging versöhnlich auf Mood-Management, dimmte das Licht und ließ Romantic Jazz abspielen. Während ich Wein einschenkte, sah ich aus den Augenwinkeln, wie sie mit hüpfendem Pferdeschwanz  zügig die Treppe hochlief.

„Schön, dass du vorbeigekommen bist”, ich ging ihr mit dem Glas in der Hand entgegen, Doch als ich ihren hasserfüllten Blick bemerkte, blieb ich instinktiv stehen.

„Du willst Krieg, dann bekommst du ihn.”

„Nicht so meldodramatisch, Emma. Was ist denn in dich gefahren?”

„Komm mir bloß nicht auf die Tour. Das mag bei  anderen Frauen funktionieren, bei mir nicht.”

So resolut kannte ich sie noch gar nicht. Ich versuchte, ihren  Arm zu streicheln, um sie zu beruhigen. Da schlug  sie mir plötzlich mit einer zielgenauen Bewegung der Handkante das Glas aus der Hand.

„Krieg, hörst du!“ Emma drehte sich um und lief die Treppe hinunter.

„Hey, bleib stehen!“, rief ich ihr hinterher, wollte sie erst verfolgen, überlegte es mir dann aber doch anders. Ich lauschte. Es dauerte wesentlich länger als erwartet, bis ich die Tür zufallen hörte. Ich ging zum Fenster und sah ihr nach, beobachtete, wie sie telefonierte.

Wenig später meldete sich mein Smartphone. Ein Gif von Emma. Überrascht öffnete ich die Bilddatei.  Ich erkannte die Tapete und die Bücher auf dem Nachttisch in meinem Schlafzimmer unten im Erdgeschoss. Erst ein Zoom auf mein Bett,  dann ein Kamera-Schwenk auf die Schublade mit meinen Boxershorts und zum Schluss wurde das Wort RACHE in roter Metzgerschrift eingeblendet. Was? Ich tippte panisch auf Stopp, erwischte jedoch die falsche Taste und das Ganze ging von vorne los. Was sollte diese Scheiße?

Ich warf mein Handy auf das Sofa, lief unruhig im Wohnzimmer hin und her. Emma als psychopathische fatal attraction Kim Basinger, dieser Gedanke ging einfach nicht in meinen Kopf. Das passte nicht zu Emma. Sie war überhaupt nicht der Typ dafür, wirklich ganz und gar nicht.Erst eine gute Stunde später gelang es mir, mich mit erneuter Arbeit am Computer abzulenken. Ich bearbeitete die Tastatur bis es dunkel wurde.

Abends nahm ich mir die letzten Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und vermerkte auf der Lieferliste, dass meine Getränke wieder aufgefüllt werden mussten. Ich zappte mich gerade durch meine Lieblings-Serie, als das Licht ausging. Sofort fiel mir Emmas Drohung ein. Doch dann musste ich  lachen. So ein Unsinn, was sollte das eine mit dem anderen zu tun haben? Außerdem hatte ein Stromausfall heutzutage nichts mehr zu bedeuten. Mein Computer ging automatisch auf Akku, sodass ich meine  Serie dennoch weitersehen konnte.

smart: kreative Story über digitale Zukunft
Sicherheit oder Überwachung? (stockphoto:www.pixabay.de)

Ein paar Minuten später musste ich pinkeln gehen. Auch das kein Problem. Ich fand den Weg, indem ich die Taschenlampe meines Smartphones benutzte. Doch ärgerlicher Weise war der Lichtkegel  so klein, dass ich mir das Schienenbein an der Badewanne stieß: „Verdammt.“ Ich bemerkte, dass ich zu viel getrunken hatte, auch bei funktionierender Elektrizität wäre mir die Koordination meiner Beine schwergefallen. Auf dem Rückweg vibrierte das Handy in meiner Hand. Erschrocken ließ ich es beinah fallen.

Doch diesmal war es kein Gif, lediglich eine SMS meines Freundes Robert. Allerdings stand, als ich die Nachricht anklickte, keine Botschaft von Rob auf dem Display, sondern eine Drohung von Emma: „Ich kriege dich. Hol dir besser Hilfe.“

Ich taumelte zum Wohnzimmer zurück und sah, dass außer mir alle anderen Häuser in der Nachbarschaft Licht zu haben schienen. Merkwürdiger Zufall. Plötzlich erklang die schrille, laute Haustürklingel in meinen Ohren. Wie konnte das sein ohne Strom? Ich näherte mich im Dunklen erneut dem Fenster und versuchte, möglichst unauffällig hinauszuschauen.

Auf dem Gehweg gegenüber machte ich im Schein der Straßenlaterne eine dunkle Person mit einem Hoodie aus. Das Gesicht konnte ich kaum erkennen, aber in der Hand hielt die Person ein großes Werkzeug oder war es eine Waffe? Oder bildete ich mir das nur ein, stand kurz davor,  paranoid zu werden?

War das Emma? Jetzt hörte der Spaß aber auf! Im selben Moment, als ich das dachte, bewegte sich der Kopf unter der Kapuze, schaute zu mir hoch. Meine Gedanken rasten. Sie konnte mich doch ohne Licht nicht sehen, konnte nicht wissen, wo in der Wohnung ich mich genau befand. Ich war in Gefahr, brauchte Hilfe.

Instinktiv glitt meine Hand zur hinteren Hosentasche. Ich zog das Handy heraus und ging auf Robs Nummer. Mein Freund wohnte ganz in der Nähe, ich wollte ihn bitten, sofort zu kommen und dieser Wahnsinnigen ins Gewissen zu reden.

Nach zwei Klingeltönen wurde das Gespräch angenommen. „Robert, du musst mir helfen!“ Doch es war nicht mein Freund, der mir antwortete. Gegen alle Logik hörte ich Emmas Stimme am anderen Ende. „Deine Zeit ist gezählt, Casanova, noch fünf Minuten.“

Hilfe, sämtliche Sicherungen haben versagt!

Kaum dass Emma die Verbindung abgebrochen hatte, hörte ich  komische Geräusche. Sie kamen von der Haustür unten. Warum sprang der Alarm nicht an? Das hatte ich doch extra so eingestellt. Und überhaupt kam man nur mit meinem Fingerabdruck von außen in das Haus hinein. Panisch schlug ich auf die drei Notfall-Zahlen auf der Tastatur meines Smartphones. Erst die Doppel-Eins dann die zwei. Doch statt der Stimme eines Beamten, meldete sich erneut Emma zu Wort. „Noch drei Minuten.“

Als nächstes hörte ich eine Explosion. Was sollte ich machen? Fußschritte unten auf dem Treppenabsatz. Die Verrückte war schon im Haus. Vielleicht konnte ich sie doch noch mit den richtigen Worten zur Besinnung bringen. Ich näherte mich vorsichtig der Treppe und rief dem Eindringling eine Frage zu: „Emma, bist du das?“

Doch meine Strategie erwies sich als zwecklos, ich bekam keine Antwort. Ich zog mich tief in das Wohnzimmer zurück, presste meinen Rücken an die Wand, die am weitesten von der Treppe entfernt lag. Mein Herz raste, ich konnte kaum noch klar denken. Nicht panisch werden, logisch denken, ermahnte ich mich. Vielleicht war die Person auf der Treppe ja gar nicht Emma, sondern ein Streifenpolizist, der mir zur Hilfe gekommen war, oder Robert, der mir beistehen wollte.

Die Schritte kamen näher. Gleich würde ich Bescheid wissen.

„Robbie, bist du das?“

„Also, das ist ja mal was anderes. Wirklich bemerkenswert, dass es diesmal andersherum läuft und eine Frau dir so dermaßen unter die Haut geht.“

Das war der Punkt, an dem ich nicht mehr an mich halten konnte. Ich schrie meinen Freund an: „Willst du mich verarschen?“ Ich rannte Robert entgegen, direkt auf die Treppe zu, doch statt Robs Gesicht, grinste mich nur eine hässliche, arrogante Fratze  an.

„Krieg.“

ENDE

 

 

So, das war`s. Ich hoffe, Sie hatten beim Lesen genauso viel Spaß wie ich beim Schreiben. Über Feedback unten in den Kommentaren freue ich mich.

Etwas Abkühlung gefällig nach der ganzen Aufregung?

 

 

 

 

 

 

 

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