
Kommunikation & Einsamkeit: Alle Jahre wieder
Dezember. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich bin dieses Jahr absolut süchtig nach Kerzen, Plätzchen und Co. Eigentlich eher untypisch für mich. Wenn ich mich so umhöre, scheint es vielen ähnlich zu gehen. Woran das liegt?
Ich glaube, dass in diesen bewegten Zeiten das Gefühl von Zukunftsangst und Einsamkeit latent an uns nagt und wir uns dadurch umso mehr nach Kommunikation und Verbundensein sehnen.
Doch: Wie können wir miteinander reden, um uns gegenseitig Kraft zu geben? Was tut uns gut und was raubt uns die letzten emotionalen Energien?
Verbinden statt Polarisieren
Krisen, Kriege, Klimawandel.
Kaum trifft man auf andere Menschen, schon gehen die oftmals nervigen und nutzlosen Diskussionen los. Jede (r) verteidigt mit Zähnen und Klauen eine festdefinierte Position. Ich nehme mich da nicht aus. Geben Sie mir eins meiner Trigger-Themen und ich muss mich wirklich zusammenreißen, um nicht polemisch zu werden.
Dabei denke ich, dass das Beharren auf Positionen ein Irrweg ist, der uns lediglich mit dem Gefühl zurücklässt, einsame, unverstandene Einzelkämpfende zu sein. Meiner Erfahrung nach können uns ein paar Kommunikations-Tricks dabei unterstützen, aus dieser Sackgasse wieder herauszufinden. Zum Beispiel die Methoden des guten alten Harvard-Konzepts, von denen in meinen Rhetorikkursen oft die Sprache ist.
Einige Techniken lassen sich prima auf den Alltag anwenden. Zum Beispiel das zweite win-win Prinzip (sich nicht über Positionen sondern über Interessen auszutauschen). Statt sich zum Beispiel über Schuldfragen zu streiten, könnten wir einander folgende Fragen stellen:
- Was brauchst du ?
- Wie willst du leben?
Meistens ist es nämlich fruchtbarer, nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame zu betonen.
- Wie stellen wir uns eine schöne, positive Zukunft vor?
Ich glaube, uns allen steigen da ähnliche Bilder in den Kopf, die mit Frieden, Familie, Freunden, intakter Natur etc. zu tun haben.
Eine Geste sagt manchmal mehr als viele Worte
Konflikte in der Weihnachtszeit sind, wie wir wissen, eher die Regel als die Ausnahme. Das liegt sicherlich mit an den (auch medial) völlig hochgepeitschten Erwartungen in puncto Feiertage. So viele übertriebene Forderungen, mit denen das Zusammensein geradezu dafür prädestiniert ist, in Zeter und Mordio zu enden.
Wie lassen sich solche familiäre Konfliktsituationen entschärfen? Es ist sicherlich hilfreich, schon im Vorfeld die Aufgaben zu verteilen und den Feiertagen mit einer großen Portion Humor und Pragmatismus zu begegnen. Darüber hinaus habe ich noch einen kleinen, aber sehr wirksamen kommunikativen Tipp für Sie: Mehr nonverbale Kommunikation einsetzen! Lächeln, Zwinkern, Berühren und Co sind manchmal ausdrucksstärker als viele, wohlgesetzte Worte.
Beispiele gefällig?
- Nach einer Lesung kam ein Bekannter auf mich zu, legte kurz seine Hand auf meine Schulter und sagte: “Cool” . Dann ging er weiter, um sich etwas zu Trinken zu holen. Fühlte sich mega an.
- Ich war zum Essen bei einer Großfamilie eingeladen. Leckere Speisen und undankbare Streitgespräche bei Tisch. Dann sah ich, wie einer der Enkelsöhne unauffällig die Hand seiner Großmutter in die seine nahm. Mir wurde gleich warm ums Herz.
Fazit: Wertschätzende Kommunikation verringert Einsamkeit
Einsamkeit ist ein brennendes Thema, das noch immer tabuisiert wird. Mittlerweile gibt es schon Ministerien und Botschafter*innen, die sich damit beschäftigen. Zu recht, wie ich finde. Einsamkeit hat System und es ist nicht einfach, das komplexe Zusammenspiel vieler Faktoren zu verbessern.
Auch im Alltag können wir dazu beitragen, Einsamkeit zu verringern. Uns allen tut wertschätzende Kommunikation gut. Kleine Gesten, respektvolle Worte und ein Blick für die schönen Momente des Lebens.
Gerade zur Weihnachtszeit.
Zum Weiterlesen:
Hier ein paar allgemein interessante Links zum Thema:
https://www.gov.uk/government/news/loneliness-minister-its-more-important-than-ever-to-take-action
https://www.projektron.de/blog/detailseite/harvard-konzept-3654/
Hier zwei Blog-Links:
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